Die jüdische Gemeinde „Wiedergeburt“ und der jüdische Landesverband könnten womöglich bald in das ehemalige Polizeigebäude in der Lehnitzstraße 36 einziehen. Wie die CDU-Abgeordneten Nicole Walter-Mundt, Dr. Saskia Ludwig und André Schaller am Freitag mitteilten, stünden erste Verkaufsverhandlungen mit dem Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) unmittelbar bevor. Damit zeichnet sich womöglich auch ein Ende der dreijährigen Hängepartie mit der Stadt Oranienburg in dieser Frage ab.
Oranienburgs Landtagsabgeordnete Nicole Walter-Mundt begrüßt, dass das Land Brandenburg nun federführend in der Sache tätig wird. „Die aktuelle räumliche Situation der jüdischen Gemeinde macht ein aktives und angemessenes Gemeindeleben vor Ort unmöglich. Auch aus sicherheitspolitischen Erwägungen ist das Provisorium in der Sachsenhausener Straße nicht länger tragbar. Hier gibt es klare Kriterien vom Zentralrat der Juden, die wir vor Ort auch zeitnah berücksichtigen sollten, meint die CDU-Politikerin.
Akteneinsicht beim Landesbetrieb soll Klarheit schaffen
Bereits am Montag machten sich die drei CDU-Abgeordneten Nicole Walter-Mundt, Dr. Saskia Ludwig und André Schaller ein Bild von der Situation vor Ort und sprachen gemeinsam mit Vertretern der jüdischen Gemeinde über Wege und Möglichkeiten, um bei der Suche nach einem neuen Domizil zu unterstützen. Noch am selben Tag beantragten die drei Abgeordneten Akteneinsicht beim BLB, um Klarheit in das seit 2018 schwebende Verfahren zum Verkauf der Liegenschaft in der Lehnitzstraße 36 zu erhalten.
Die Bundes- und Landtagsabgeordnete Dr. Saskia Ludwig erklärt: „Gemeindeleben braucht ein Zuhause. Dies gilt überall, aber in diesem Fall ganz besonders für die Jüdische Gemeinde in Oranienburg. Ich freue mich, dass sich nun zeitnah erste Gespräche abzeichnen. Es wäre mein großer Wunsch, dass alle Akteure schnell eine Einigung erzielen, damit der unhaltbare Zustand der bisherigen Unterbringung der Jüdischen Gemeinde bald ein Ende hat. Die ehemalige Polizeiwache in der Lehnitzstraße bietet der Gemeinde beste Bedingungen für ihre Arbeit und berücksichtigt auch angemessen die nötigen Sicherheitsanforderungen.“
Der kirchen- und religionspolitische Sprecher der CDU-Fraktion André Schaller ergänzt: „Als Landespolitiker tragen wir Verantwortung auch und besonders gegenüber unseren Mitmenschen jüdischen Glaubens. Sie haben einen angemessenen Platz und eine langfristige Perspektive im Herzen unserer Städte verdient. Ich hoffe, dass unsere Initiativen dazu beitragen können, in diesem Sinne eine gute Lösung für die ortsansässige Gemeinde und den jüdischen Landesverband zu finden. Hier muss schnellstmöglich gehandelt werden!“
Jüdische Gemeinde sucht langfristige Lösung im Herzen der Stadt
Bis 2017 hatte die heute 145 Mitglieder fassende Jüdische Gemeinde ihr Domizil in der Sachsenhausener Straße 2. Während der Sanierungsarbeiten des denkmalgeschützten Hauses stellte sich allerdings heraus, dass Schwamm, Schimmel und Starkregen eine Nutzung des Gebäudes nicht länger möglich machten. Provisorisch kam die jüdische Gemeinde 2017 in einem ehemaligen Ladengeschäft der WOBA unter. Seitdem bemüht sich die Gemeindevorsitzende Elena Miropolskaja um alternative Räumlichkeiten und eine langfristige Lösung im Herzen der Stadt. Gemeinsam mit dem jüdischen Landesverband bewarb sie sich auf die Liegenschaft des Landes in der Lehnitzstraße 36.